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 In memoriam Jacques Benveniste

Prof. Wei Hsueh

Chicago, Illinois, USA
 März 2005

Für die meisten Leute ist Dr. Benveniste  für seine berühmte oder verpönte Forschung über das sogenannte Gedächnis des Wassers bekannt. Nur wenige, auch in den biologischen Wissenschaften, kennen seine ersten Errungenschaften im Gebiet der Allergien und Entzündungen.
Dr. Jacques Benveniste war in der Tat Entdecker des PAF (Platelet Activating Factor). Ursprünglich hatte er selber diese Verbindung so genannt; später bezeichnete er sie als „PAF-acether“, was dann weitgehend in den europäischen wissenschaftlichen Veröffentlichungen  verwendet wurde.
Im Gegensatz dazu ziehen es die amerikanischen Wissenschaftler vor, die ursprüngliche Bezeichnung zu benutzen. Der PAF ist der erste, und bis heute der einzige normale Phospholipidvermittler mit entzündungsfördenden Effekten. Die hohe Wirksamkeit dieser Substanz ermöglicht es, mit weniger als 2 Mikrogramm (ca. 1 Millionstel Gramm) pro Kilogramm  Körpergewicht bei Ratten, Mäusen oder Kaninchen den Stillstand der Blutzirkulation zu induzieren (Kreislaufschock).
Zum ersten Mal hörte ich von dieser mächtigen Substanz an einem wissenschaftlichen Kongress sprechen, als ich meine post-doktorale Ausbildung abgeschlossen hatte und mein eigenes Labor eingerichtet war. Meine letzte Ausbildungsphase befasste sich mit Prostaglandinen und mit dem Thromboxan, damals Vermittler der Lipide. Diese neu entdeckte Substanz (PAF) war derart wirksam, dass sie den Thromboxan – ein sehr starker Faktor der Blutplätchen-Agglomeration – wie ein blosses „Abwaschwasser“ erscheinen liess, wie früher mein ehemaliger Mentor Dr. Needleman  zum Scherz sagte.
Um meine Forschungen weiterzuführen zögerte ich also nicht, den PAF zu wählen, und meine ganze Laufbahn wurde während über 20 Jahren ununterbrochen durch den NIH unterstützt. Es ist schade, dass Dr. Jacques Benveniste an einem bestimmten Punkt seiner Karriere die PAF-Forschung verliess, um sich weniger konventionellen Themen zu widmen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass es eine ganze Familie von Phospholipid-Vermittler mit wichtigen pathophysiologischen Funktionen gibt, die darauf warteten, entdeckt zu werden. Mit der Zeit kann diese Familie so gross und bedeutend werden wie diejenige des Eicosanoids (deren Studie mit dem Nobelpreis 1982 prämiert wurde). Leider verlangsamte sich die Forschung in diesem Bereich, nachdem Jacques Benveniste, der Initiator, diesen Weg verlassen hatte.
Zum ersten Mal bin ich dem Dr. Benveniste an einem internationalen Kongress über den PAF in Hilton Head (U.S.A) begegnet. Damals befand er sich am Höhepunkt seiner Berühmtheit in wissenschaftlichen Kreisen. Seine Artikel wurden in den bekanntesten wissenschaftlichen Zeitschriften wie „Nature“ oder „Journal of Immunology“ publiziert. Er war anerkannt als der Entdecker eines neuen wichtigen Vermittlers von Lipiden. Zu diesem Kongress hat er alle Kollegen mit seinem Erfolg, seiner Helligkeit und seinem gewagten intellektuellen Geist beeindruckt.
Er war im Zentrum der Aufmerksamkeit, von den Alten respektiert und von den Jungen bewundert, und alles, was er sagte, war Grund zum Nachdenken. Alle – die Studenten, die „Post-docs“ und die jungen Wissenschaftler – warteten auf die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, in der Hoffnung, von seiner Weisheit zu lernen.
Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich am Anfang meiner Karriere als Forscher und hatte gerade ein RO1- Stipendium des NIH erhalten, ein Stipendium für selbständige Forscher. Obschon ich in einer wohlbekannten medizinischen Schule arbeitete, die Northwestern University, lag mein Labor am Kinderspital, isoliert und 3 km vom Hauptcampus entfernt. Dies war noch bevor das Children’s Memorial Hospital sein eigenes Forschungsinstitut aufbaute und ich arbeitete mehr oder weniger alleine. Sie können sich vorstellen, wie wichtig es für mich war, von anerkannten Forschern Ratschläge zu bekommen.
Dr. Jacques Benveniste war freundlich und grosszügig und sparte nie mit wertvollen Empfehlungen und Hinweise für meine Forschung. Bald entstand eine regelmässige – zwar nicht sehr häufige – Korrespondenz. Ein paar Jahr später, 1987, bei einem internationalen Treffen in Taipei erwähnte mir Jacques zum ersten mal seine originale Untersuchung über hohe Verdünnungen und die Basophilen. Er sagte mir, dass sein Artikel bald bei der berühmten Zeitschrift „Nature“ akzeptiert würde. Noch jung und naiv, war meine Freude bei guten Nachrichten echt und aufrichtig. In der Tat wer hätte nicht gedacht, dass eine solche Forschung Jacques Anerkennung  und Erfolg bringen würde, sogar vielleicht den Nobelpreis. Sie wissen was dann geschah: das Undenkbare und das Unerwartete.
Die Benveniste-Affäre, die schändliche Durchsuchung der Zeitschrift „Nature“, geleitet durch ihren Chef-Redaktor mit der Hilfe eines professionellen „Hexenjägers“ des NIH und eines Zauberers (ja, Sie haben richtig gelesen: eines Zauberers!). Es war ein Desaster nach dem anderen. Die Dinge bekamen eine schlechte Wendung. Allmählich wurde ihm alles gestrichen: sein Budget, sein Personal und schliesslich sein Labor. Ich verstehe bis heute nicht, wieso die französiche und die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft verschlossen blieb gegenüber den auschliessenden Experimenten, welche die ersten, durch Nature publizierten Resultate bestätigten. Diese nachträgliche Studie wurde in Zusammenarbeit mit Dr.Spira durchgeführt, ein in Frankreich anerkannter Statistiker, und die Daten wurden durch eine einwandfreie statistische Analyse bearbeitet.
Als ich Jacques einige Jahre später wieder bei einer Versammlung traf, dachte ich, er wäre niedergeschlagen und deprimiert. Ich war überzeugt, dass er auf seine wenig orthodoxe Forschung verzichten würde, um zu seiner anfänglichen Laufbahn wiederzukommen. Es war ganz im Gegenteil. Jacques war lebhaft und meldete mir, dass er ein neues Forschungsprojekt gestartet hatte, indem er elektronisch übermittelte Signale verwendete, um die menschlichen Neutrophilen anzuregen. Er bat mich, einige Experimente mit Ratten-Neutrophilen zu wiederholen. Dies wurde unsere erste Zusammenarbeit und Jacques schloss dann die Studie trotzdem mit Dr. Yolène Thomas ab, eine Biologin und in Frankreich anerkannte Immunologin. Der Artikel wurde später veröffentlicht.
Jacques’ nächste Etappe war weit mutiger und revolutionärer. Er wollte die biologischen Signale elektronisch mit Hilfe eines Computers übermitteln. Im verwendeten Versuchsaufbau war ein In-Vivo-System, ein isoliertes und infundiertes Meerschweinchen-Herz. Dies ist ein System, welches generell von den Pharmakologen als „Langendorffische Präparation“ verwendet wird. Eine Dosierung des Dilatations- oder des zusammenziehenden Effektes gewisser Substanzen kann erreicht werden, indem sie in die Herzkranzarterie des isolierten und eingetauchten Herzens eingespritzt werden, mit anschliessen der Messung des Koronarausflusses. Eine klassiche dilatatorische Versuchssubtanz ist das Azetylcholin, der physiologische Vermittler des parasympathischen Systems. In diesem Experiment hat Jacques das Signal des Acetylcholins aufgenommen mit Hilfe eines Empfängers und eines Computers mit Tonkarte. Das Signal wurde verstärkt und auf das Wasser übertragen. Er injizierte dann das signaltragende Wasser in das isolierte Herz und stellte fest, dass der Koronarfluss erhöht wurde. Dieser Versuchsaufbau gleicht dem In-Vivo-System und müsste der wahren physiologischen Situation angemessener sein.


 
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Später führte er ähnliche Experimente durch, mit Hilfe eines Ovalbumin-immunisierten Herzens, das durch numerisches Ovalbumin stimuliert wurde. Nach dem anfänglichen Erfolg seiner Versuche fragte er mich, ob ich bereit wäre, die Signale in Chicago aufzunehmen und sie seinem Labor zu senden. Er schickte mir die Anleitungen, und ich nahm Ach, OVULA und Wasser auf, die ich wieder mit Disketten oder durch E-mail als Anhang zurücksendete.
Da seine Experimentierungen  und seine Theorie zu phantastisch waren, beschloss Jacques, dass der einzige Weg, die anderen zu überzeugen im Blindversuch lag. Zu diesem Zweck bat er mich, weiter mitzumachen. Diesmal war es für mich kein Spiel mehr. Zuerst nahm er mit seimem Computer die Signale verschiedener Substanzen auf, dann schickte er mir diese Daten. Die Daten waren mit 1 „Wasser“, 2 „Ach“, 3 “OVULA“, etc. markiert. Ich kodierte sie im Blindverfahren als # 1, # 2, # 3 etc., und schickte sie ihm mit E-mail zurück. Er untersuchte sie dann am isolierten Herz und schickte mir sein Resultat, wie # 1: Wasser, # 2: ACh, # 3: OVULA; usw. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang etwas skeptisch war. Zu meiner Überraschung waren aber seine Antworten in den meisten Fällen korrekt. Wenn Sie das Resultat statistisch bearbeiten, ist die Zufallswahrscheinlichkeit sehr tief. Diese besondere Entdeckung kann dem Neugierigen etwas banal erscheinen; wenn Sie sich das Ganze jedoch genauer überlegen, so werden Sie feststellen, dass ihre potentielle Auswirkung gewaltig ist.
Ich bin ein M.D. (Ärztin), also konzentrieren wir uns auf die potenziellen medizinischen Anwendungen. Wie Sie wissen, haben die meisten Medikamente bestimmte assoziierte Giftigkeiten, auch im Fall der meist verwendeten, wie das Aspirin. Eine numerisch übermittelte Medizin kann alle ihre Vorteile behalten, jedoch wenige, gewöhnlich nicht klar definierte Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Ärzte könnten dem Patienten ein Medikament verschreiben und es mit Hilfe eines Computers oder eines Telephons verabreichen. Grundsätzlich hat diese Entdeckung  unsere traditionelle Vorstellung der Biologie verändert. Die klassische  Biologie besagt, dass alle biologischen Vorgänge die Verbindung  des spezifischen Rezeptors mit seinem Antagonisten verlangen (dem Schlüssel-Schloss-Mechanismus vergleichbar), was Wege der „Signaltransduktion“ auslöst. Jacques Benveniste ist der Meinung, dass eine solche Interaktion nicht nur unökonomisch ist, weil viele Versuche und Irrtümer verlangend, sondern auch unnötig. Er nimmt an, dass molekulare Signale elektromagnetisch abgegeben werden, mittels Niedrigfrequenzwellen, welche mit dem Rezeptor wie mit einem Radiogerät in Resonanz treten. Das Wassermedium ist für die Vermittlung solcher Wellen ideal. Diese Hypothese mag sonderbar erscheinen, nach Überlegung birgt sie jedoch eine bestimmte Angemessenheit.

Lassen Sie mich noch einmal ein klinisches Beispiel geben. Wir wissen alle, daß allergische Menschen eine rasche Antwort auf ein Allergen entwickeln können, sogar in Form eines lebensgefährdenden anaphylaktischen Schocks – im Zeitraum von Minuten oder Sekunden – wenn einer präzisen Menge Allergen exponiert. Eine erwachsene Person wiegt im Mittel ca. 60-80 Kilogramm (mehr in den Vereinigten Staaten), und die Menge Allergen, die aufgenommen wurde oder welcher die Person exponiert wird, kann im Bereich des Millionstel Gramm liegen oder sogar tiefer. Nun werden Sie sich fragen, wie eine solch winzige Substanzmenge in der Lage ist, Gewebeschichten zu durchdringen (der Haut oder des Darms), in 5 Liter stark verdünntes Blut zu gelangen, mit den Antikörpern zu reagieren, die Blutgefässe zu verlassen und in den Geweben Mastozyten zu finden, um schliesslich ihren Rezeptor auf der Oberfläche der Zellen zu finden und Histamine und andere Vermittlersubstanzen zu binden oder zu lösen, das Ganze in einigen Minuten oder Sekunden nach der Exposition.
Sie werden sich fragen, wie all diese Phänomene mit den klassischen Konzepten der Biologie als plausibel betrachtet werden können. Wenn Sie hingegen Jacques’ Theorie anwenden, dann lässt sich die Geschwindigkeit der Antwort und die extrem tiefe Konzentration des Reizes verstehen.
Es ist von höchster Ironie, dass eine solch originelle und vernünftige Hypothese eher ausserhalb der wissenschaftlichen Kreise ein Echo gefunden hat. Ich kann mir es dadurch erklären, dass der Ausdruck „Gedächtnis des Wassers“ eine beruhigende und poetische Tonalität besitzt. Ich habe tatsächlich ein Theaterstück in Chicago gesehen, von einem britischen Dramaturgen geschrieben, welches „Das Gedächtnis des Wassers“ hiess (ohne jedoch mit den Theorien von Jacques und der Wissenschaft zu tun zu haben). Auf der anderen Seite hat die wissenschaftliche Gemeinschaft diese Hypothese fast einstimmig ignoriert. Weshalb? Es gibt, glaube ich, mehrere Gründe dazu. Der erste hängt mit der Tatsache zusammen, dass die Biologie und die westliche Medizin nach der Renaissance auf der Anatomie und Alchemie basierten.
Die Anatomie entwickelte sich weiter in Histologie, Ultrastruktur und nun in Molekularbiologie, was nichts anderes ist als Anatomie der Gene. Die Alchemie wandelte sich um zur Chemie. Somit sind fast alle unsere westlichen Medizinkenntnisse aus der Anatomie und der Chemie stammend. Das Wissen um die Biophysik, mit Ausnahme einiger Publikationen über die elektrischen Impulse in der Neurophysiologie, ist bedauerlich ungenügend.
Ein berühmter klassische chinesischer Essai, „Traum eines roten Zimmers“, behauptet, dass die Frauen aus Wasser gemacht sind, und die Männer aus Schlamm. Die Wahrheit ist, dass alle Menschen, ja alle Lebewesen des Tierreichs aus Wasser bestehen.
Der Hauptteil unseres Wesens ist das Wasser. Die traurige Wahrheit ist, dass wir dieses Molekül – die Essenz des Lebens – wenig kennen. Vielleicht gibt es heute Physiker unter Ihnen. Ich frage mich, ob sogar die Physiker eine klare und vollständige Idee seines Mysteriums besitzen. Wir haben keine Ahnung des Zustandes des Wassers im Körper und wie es sich unter verschiedenen pathophysiologischen Bedingungen verhält.
Wie wir es wissen, erklären die Anatomie und die Chemie nicht alles in der Biologie. Während meinem Medizinstudium galt die Akupunktur als „Waudou“ Heilkunde, bespottet durch unsere Professoren und durch die Mitglieder der medizinischen Gesellschaften. Wieso? Weil sie keine anatomische oder biochemische Basis besitzt. Ich war immer etwas verwirrt durch die Feststellung , dass es manchen Personen nach einer Akupunkturbehandlung besser ging. Man sagte uns, dass es ein Placebo-Effekt sei; wir wissen jedoch, dass der Placebo in den medizinischen Untersuchungen nicht alles erklärt hat.
Jetzt ist die Akupunktur in allen ärztlichen Gemeinschaften akzeptiert, sogar in den Vereinigten Staaten. Wir kennen sogar die Akupunkturpunkte der Ratten (bei deren Stimulierung kann die physiologische Antwort objektiv registriert werden), wir kennen aber die anatomische Lokalisation nicht, und wir besitzen immer noch keine wissenschaftliche und klare Erklärung für das Prinzip. Ein anderer Grund für das Verwerfen einer unorthodoxen Theorie durch die wissenschaftliche Gemeinschaft liegt im aktuell geltenden System und Umfeld.
In den Vereinigten Staaten werden die Wissenschaftler sehr früh dazu ermuntert, ein bestimmtes Thema zu vertiefen statt das Forschungsfeld zu erweitern. Ich war Mitglied der Studiensektion der NIH während 5 Jahren. Dadurch habe ich gesehen, wie manche Stipendienanträge für glänzende und originelle Ideen abgelehnt werden, weil sie nicht in der Norm lagen. Erst wenn das Stipendium überprüft und auf ein spezifisches Detailaspekt neuorientiert war, wurde es genehmigt. Diese Methode hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Das Positive ist, dass sie Super-Spezialisten ausbildet. Der Schwachpunkt liegt im Risiko, Wissenschaftler mit einer engen Sichtweise heranzuziehen.
Das andere Problem liegt im Prüfsystem durch Fachexperten zur Evaluation von Publikationen und Subventionen. Dies ist vermutlich das bisher gerechteste System, es ist jedoch sicher nicht ideal. Wenn die Prüfung durch dieselben Wissenschaftler mit enger Einstellung stattfindet, wie können dann revolutionäre Ideen zum Durchbruch kommen? Zudem, da diese Experten ebenfalls über die Zukunft junger Wissenschaftler entscheiden (mittels zugelassener Artikel und Subventionen), befürchten sie ihre eigenen Karrieren zu gefährden, wenn sie eine heretische Theorie offen unterstützen würden.
Dies ist der Grund, weshalb ich Jacques Benveniste besonders bewundere. Er hat einen starken Charakter und einen eisernen Willen gehabt. Er betrachtete die allgemein akzeptierten Meinungen mit Verachtung und er fuhr fort in seinen Bemühungen, trotz allen Schwierigkeiten und Hindernissen.
Eines Tages fragte er mich, was ich von dieser scheinbar verrückten Beharrlichkeit halte. Ich antwortete ihm scherzend, dass es ausgezeichnet ist, Prophet zu sein, dass mutig und heldenhaft ist, für die Forschung zu kämpfen, dass aber das Risiko besteht, eines Tages lebend auf dem öffentlichen Platz verbrannt zu werden. Er antwortete mir: „Ich habe eine sehr anspruchsvolle Maîtresse und bin durch sie besessen. Mein ganzes Wesen ist durch ihr Bild ganz erfüllt, durch ihr Profil, ihr verführerisches und zugleich ausweichendes Gesicht, durch das abwechselnde Lächeln dieser Frau deren Name heisst: Die Wissenschaft. Ich kann nicht umhin zu tun, was ich tue.“ Dies ist die Antwort eines wahren Wissenschaftlers.
Menschen treten in die Wissenschaft wegen unterschiedlichen Gründen: Ruf, Reichtum, Macht, Arbeitssicherheit, Flucht, oder einfach zur Beförderung im universitären Milieu; die wahren Wissenschaftler aber sind motiviert durch eine echte Leidenschaft für die Wissenschaft. Diese sind die wahren Idealisten.
Es wurde schon zuviel gesagt über den „Fall Benveniste“ und über das „Gedächtnis des Wassers“, so werde ich nicht viel Zeit brauchen, um es hier zu wiederholen.
Was ich nur sagen möchte ist, das Jacques’ Idee zur elektromagnetischen Übertragung der molekularen Signale nicht nur originell ist, sondern auch von kolossaler Bedeutung. Die Biologie konzentrierte sich während Jahrhunderten auf strukturelle und chemische Aspekte, und es fehlen kläglich Studien über die physiologische Signalisierung.
Wir brauchten einen echten Visionär wie Jacques, um es zu merken, und es war für mich eine Ehre, in irgend einer Form wenn auch peripherisch, an seinen Forschungsbemühungen in diesem Feld beteiligt zu sein. Bestätigt oder nicht, seine Theorie soll die Phantasie der wissenschaftlichen Welt im kommenden Jahrhundert wecken. Wenn sie aber ihre Demonstration findet, dann könnte sie eine der grössten Entdeckungen der Biowissenschaften der letzten Jahre sein.

(Danke an Bernard Sudan, Ernst Zürcher und ihre Freunde für die Übersetzung)